Sophie Knops, Musikerin 

 

Strahlt mit dem Tannenbaum um die Wette: Sophie; Foto: Nadine Beneke / menscheningladbach

 

Zupfinstrumentebauerin

Wieder im Van Dooren. Wieder bei einem Chai Tee mit Milch. (Und nein, ich mache wirklich keine Schleichwerbung!) Auch meine heutige Interviewpartnerin hat sich den warmen Rückzugsort am Schillerplatz als Treffpunkt gewünscht. Das Café erreicht sie fußläufig von zu Hause aus. Das erste Mal getroffen habe ich Sophie Knops in einem Krefelder Irish Pub. Ihre Stimme, die Tiefe ihrer Musik und ihr sehr eigenes, filigranes Gitarrenspiel haben mich direkt beim ersten Konzert begeistert. Deshalb traf ich die damalige Schülerin wenig später zum Interview im Eiscafé am Vitus Center, um mehr über ihre Musik zu erfahren. Heute, zwei Sophie-Alben, viele Auftritte und drei Jahre später, kommt die Gladbacher Singer/Songwriter-Slam-Gewinnerin von 2012 mit einem Blazer durch die Tür, lacht und erklärt das schicke Outfit mit: „Du willst ja bestimmt ein Foto machen.“ Die 18-Jährige hat im Sommer die Schule mit dem Abi abgeschlossen und ist seit August Auszubildende. Der Beruf, den sie sich ausgesucht hat, passt zu ihrer Leidenschaft: „Zupfinstrumentebauerin. Manchmal muss ich das Wort tausend mal wiederholen, weil die Leute nicht wissen, was das ist. Ich könnte auch sagen Gitarrenbauerin. Aber wir bauen halt nicht nur Gitarren“, erklärt sie.

„Viel praktisches Gedöns“

Bässe, Mandolinen, Ukulelen, Zithern, Harfen, Gitarren und viele weitere Saiteninstrumente werden in der Schwalmtaler Werkstatt von Helmut Stauder gebaut. Für Sophie bedeutet das „viel praktisches Gedöns“. Im Klartext: Schleifen, Feilen, aber auch technisches Zeichen. Letzteres lernt sie ab Januar in der Berufsschule im bayerischen Mittenwald. So manche Blessur an der Hand zog sich die 18-Jährige bei der handwerklichen Arbeit schon zu. „Einmal habe ich mir die Haut auf der Handoberflache abgeschabt“, sagt sie und ich bekomme Gänsehaut. Schnell zurück zu den Instrumenten: Ihr erstes Projekt war ein Dulcimer. Als ich erst pseudo-wissend nicke und dann doch fragen muss, was das ist, erklärt Sophie lachend: „Das ist ein Brett mit einem Griffbrett drauf. Die Bünde sind nicht so eng wie auf der Gitarre. Das Instrument kommt ursprünglich aus Nordamerika. Und man spielt es auf dem Tisch oder auf dem Schoß.“ Momentan arbeitet sie an einem Bass für ihren Freund und darf bald auch eine E-Gitarre für sich selbst bauen. Gelandet ist Sophie bei Helmut, der sie väterlich in die Kunst des Instrumentebaus einweist, durch einen Tipp von André Sole Bergers (MG KITCHEN TV). Nach einem Schul-Praktikum und Ferienjobs in der Werkstatt kam sie eines Tages nach Hause und verkündete: „Das ist, woran gerade mein Herz hängt. Warum sollte ich das nicht machen?“ Gesagt, getan.

 

Foto-Session vor dem Tannenbaum; Foto: Nadine Beneke / menscheningladbach

 

„Richtig cool“

Jeden Morgen setzt sich Sophie nun ins Auto und fährt nach Schwalmtal in die Werkstatt, „ziemlich auf dem Feld, am Arsch der Welt.“ Chef Helmut, der Stauder-Bier-Verwandte, hat übrigens keine eigene Homepage. Werbung findet lediglich durch Mund-zu-Mund-Propaganda statt. Längst hat sich die Werkstatt als Institution für den Niederrhein etabliert. Eine große Motivation für Sophie ist, sich irgendwann eine akustische Gitarre bauen zu können: „In zwei Jahren, wenn ich die Ausbildung fertig, ein paar Sachen wie Schleifen oder Feilen besser drauf habe, und ein bisschen mehr Gefühl für das Holz, werde ich mich an die akustische Gitarre heranwagen. Die soll dann ja auch richtig cool werden.“ Richtig cool passt dann nur zu gut zu Sophies Musik, die sie im Schnitt drei Mal im Monat live spielt. Bevor sie ihre Leidenschaft für Zupfinstrumente entdeckte, lernte Sophie im Kindesalter bei Herrn Kerkeling an der Mönchengladbacher Musikschule Klavier. Wie die 18-Jährige verrät: „Das ist der Cousin von Hape Kerkeling – Burkhard.“ Inzwischen plant die Songwriterin ihr drittes Album, büffelt in ihrer Freizeit Musiktheorie und spielt in einem neuen, soulig-funkigen Projekt E-Gitarre.

„Meine zweite Leidenschaft“

Nur ein anderes Hobby hätte der Musik übrigens noch Konkurrenz machen können: „Meine zweite Leidenschaft ist der Fußball“, erzählt Sophie und fügt wie nebenbei hinzu: „Ich habe auch mal bei Gladbach gespielt.“ Im Kindesalter trainierte sie von 2006 bis 2008 bei Borussia und absolviert das Nationalmannschafts-orientierte Programm voller Motivation: „Mir hat das unheimlich Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt. Das ist bis heute noch alles in meinem Kopf.“ Als sie dann in die fünfte Klasse kommt, viele ihrer Freunde sich in andere Vereine verabschieden und Bänderrisse folgen, entscheidet sie sich gegen den Fußball und für die Musik. Die Spiele der Borussia verfolgt sie natürlich noch immer regelmäßig. Dennoch dürften alle Zuhörer der gleichen Meinung sein: eine gute Entscheidung, statt Sport Musik zu machen! Nach ihren Wünschen für 2016 gefragt, sagt die junge Frau nur: „Glücklich sein.“ Das kommende Album soll übrigens nach „mehr Fingerstyle“ klingen und „den Fokus auf der Gitarre“ setzen. In diesem Sinne: 2016 kann kommen. ❤

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Menschen in Gladbach

Borussiapark
Foto: Nadine Beneke / menscheningladbach
Auf Niederrheinisch klingt Mönchengladbach fast wie Menschen in Gladbach: Mönschengladbach.

Mein Name ist Nadine und vor über drei Jahren habe ich mich verliebt. In einen Mann aus Mönchengladbach. Der Mann hat sich inzwischen aus meinem Leben verabschiedet. Geblieben ist die Liebe zur Stadt. Genau genommen habe ich nämlich auch gleich die Bewohner und die ganze Fußballmannschaft Borussia Mönchengladbach ins Herz geschlossen. Die Spieler waren zu diesem Zeitpunkt vor allem damit beschäftigt, zu verteidigen. Manchmal drückten sich zehn Männer am eigenen Tor herum und der Rückstand war dennoch unumgänglich. So viel Anstrengung und Hartnäckigkeit fand ich sympathisch und herzzerreißend zugleich. In diesem Jahr, 2015, werden die Borussen in der Champions League spielen. Und ich starte meinen Blog.

Im Gegensatz zu meinem zweiten Heimatort*, Düsseldorf, hat die Vitusstadt etwas, das hier manchmal fehlt: rohe Herzlichkeit. Während auf der Kö und in Unterbilk Menschen oberflächlich Bling Bling zur Schau stellen, geht es in Gladbach zum Teil grob zu. Neulich habe ich beispielsweise beobachtet, wie am Hauptbahnhof ein Dieb kläglich versuchte, einem Mann die Einkaufstasche zu stehlen. Er scheiterte am Taschenbesitzer, der wild entschlossen an seinem Besitz festhielt, stolperte kurz und lief dann zum nächstbesten Taxi. Irgendwie typisch für das Klischee des finanziell heruntergekommenen Mönchengladbach.

Versteht mich nicht falsch: Ich finde Kriminalität nicht gut und wünsche der aufblühenden Vitusstadt von Herzen, dass sich die vielen Leerstände in der Innenstadt und in Rheydt bald in Wohlgefallen auflösen. Dass das Minto zur Aufwertung der Hindenburgstraße führt. Dass tolle Aktionen wie Schauzeit dauerhaft erfolgreich sind. Dass weiterhin die Musik von MG Kitchen TV durch die Nation schallt und zeigt, dass ein Traum es auch aus der kleinsten Stadt heraus schafft, solange man mit Herzblut dabei ist. Und vor allem wünsche ich mir, dass die rohe Schönheit Gladbachs, die so viele Menschen erkannt haben, auch nach außen sichtbar wird.

In den vergangenen drei Jahren habe ich fantastische, nette, liebe und engagierte Gladbacher kennengelernt. Und die werde ich euch hier nach und nach vorstellen.

Herzlich,

Eure Nadine


*Falls ihr euch fragt, welche Stadt meine eigentliche Heimat ist: Geboren bin ich in Mannheim. Ebenfalls eine kleine, aufmüpfige Stadt mit vielen dunklen Ecken. Aber selbstverständlich mit Herz.